Wussten Sie schon, dass...
- ...die Römer die ältesten Siedlungsspuren im Heusteigviertel hinterlassen haben?
- ...die Immenhofer Straße ihren Namen von einem alemannischen Stammesführer namens Immo ableitet?
- ...die Heusteigstraße nichts mit Heu, sondern mit Holz zu tun hat?
- ...in der Heusteigstraße der württembergische Landtag tagte?
- ...der Name Hauptstätter Straße sich nicht von der Hauptstadt, sondern von einem Richtplatz ableitet?
- ...das Henkersfest auf dem Wilhelmsplatz an diesen alten Richtplatz erinnert?
Vor den Alemannen waren die Römer da!
Zur Zeit der römischen Herrschaft in Baden-Württemberg, um 90 nach Christus, führte eine Römerstraße vom Köngener Kastell über den Hohen Bopser in den Stuttgarter Talkessel hinab. Dort überquerte sie den Nesenbach in Richtung Norden. Fundstücke weisen darauf hin, dass die Römer am Bopserhang siedelten. An der Kreuzung Heusteig-/Bopserstraße wurden sogar Fundamentmauern eines römischen Gutshofes ausgegraben.
In alemannischer Zeit entstand an diesem Hang eine Siedlung, die ihren Namen vermutlich von einem Sippenältesten namens Immo ableitete und als Weiler Immenhofen seit dem 7. Jh. bewohnt war. Heute erinnert lediglich die erst Ende des 19. Jh. angelegte Immenhofer Straße an die spurlos verschwundene, uralte Siedlung.
Das Gebiet des heutigen Heusteigviertel war also früher besiedelt als Stuttgart im sumpfigen Tal, das erst im 10. Jh. als Stutengarten vom schwäbischen Herzog Ludolf gegründet wurde.
Uralte Flurbezeichnungen als Straßennamen
Seine Wurzeln gehen auf Gewanne und Fluren weit außerhalb der Stadtmauern zurück
In seiner jetzigen architektonischen Form allerdings existiert das Heusteigviertel, also das Quartier zwischen Hauptstätter Straße und Olga-/Filderstraße, zwischen Wilhelms- und Marienplatz, erst seit dem 19. Jahrhundert.
Seine Wurzeln gehen auf die es umgebenden Gewanne und Fluren zurück, die einst weit außerhalb der Stadtmauern lagen. Auf dem ältesten genauen Stadtplan von 1745 erkennt man die Flurnamen Immenhoffen, FalbeHenne, HeuSteig und BopserSteig. Deutlich ist auch der damalige Richtplatz vor dem Hauptstätter Tor auf dem heutigen Wilhelmsplatz zu sehen. Innerhalb der Stadtmauer erstreckt sich der damalige Handelsplatz der Stadt, der später verlängert wurde und heute als Hauptstätter Straße bekannt ist.
Erst Anfang des 19. Jh. dehnten sich die Wohnquartiere für die rasch wachsende Bevölkerung über die Stadtmauern hinaus bis an die südlichen Hänge aus.
- Ältester genauer Stadtplan:
"Plan geometrique et perspective de la ville capitale de Stuottgard dans le Duché de Wirttemberg". Die farbige Federzeichnung von Johann Adam Riediger aus dem Jahr 1745 ist der erste genaue Stadtplan mit näheren Angaben über die Bodennutzung. - FalbeHenne
Der Flurname "FalbeHenne", auch "Falwen hennen", wird schon 1350 genannt und leitet sich vermutlich von einem Personen- oder Übernamen ab. - HeuSteig
Als Flurnamen schon 1280 urkundlich erwähnt, lag sie einst nordöstlich oberhalb des Bohnenviertels auf Höhe der Olgastraße. Der Name leitet sich nicht von Heu, sondern vom Holzhauen ab: "Steige in die Häue" deutet darauf, dass sie der Abfuhr von gerodetem Holz diente. - Richtplatz
Der Name der Hauptstätter Straße leitet sich vom schon 1451 genannten Richtplatz ="" Hauptstatt ab, die vor dem Hauptstätter Tor auf dem heutigen Wilhelmsplatz lag. Im Volksmund wurde sie wegen ihrer runden Form Käs genannt. Hier fanden Jahrhunderte lang Hinrichtungen mit dem Schwert statt, bevor die Richtstätte 1811 auf die Feuerbacher Heide verlegt wurde. - Hauptstätter Tor
Das ursprünglich hölzerne Tor schloss die Hauptstätter Straße gegen Südwesten ab. 1474 ließ Graf Ulrich der Vielgeliebte eine Doppelturmfassade errichten, die 1508 durch einen verheerenden Wolkenbruch zerstört wurde. Elf Menschen und zahlreiches Vieh fielen dem Hochwasser zum Opfer. 1518 wurde es wiederhergestellt, 1818 endgültig abgebrochen. - Hauptstätter Straße
Das Gelände der Hauptstätter Straße lag im 13./14. Jh. noch vor den Mauern der Stuttgarter Altstadt. Die als Marktplatz konzipierte Straße hatte ursprünglich eine Länge von 230 Metern und war 21 Meter breit. Fuhrwerke und Karren konnten hier problemlos wenden, so dass er zum eigentlichen Großhandelsplatz der Stadt avancierte.
Bebauungsmangel für die wachsende Bevölkerung
Vom unbebauten Areal voller Wiesen und Obstgärten zum Stadterweiterungsgebiet mit mehrstöckiger Bebauung im Stil der Gründerzeit und des Jugendstils. Betrachtet man alte Stuttgarter Stadtpläne, so kann man die Entwicklung des Heusteigviertels vom unbebauten Areal voller Wiesen und Obstgärten hin zum Stadterweiterungsgebiet mit mehrstöckiger Bebauung im Stil der Gründerzeit und des Jugendstil nachvollziehen.
Anfang des 19. Jh. wurden die Stadtmauern abgerissen, die Gräben aufgefüllt und die Stadttore verlegt.
Nach Vorgabe des Residenzbauplans von Nikolaus von Thouret von 1809 wurde vor dem Hauptstätter Tor der rechtwinklige Wilhelmsplatz angelegt und die Hauptstätter Straße nach Süden verlängert, wo sie bis heute in eine ellyptische Platzanlage, den Österreichischen Platz, mündet.
Das Viertel im Spiegel alter Stadtpläne
- 1817 bis 1820 werden die ersten Häuser in der Christoph- und der Sophienstraße angelegt - sie sind damit die ältesten Wohnzeilen in dem ansonsten gänzlich unbebauten Heusteig-Areal.
- 1823 wird der Fangelsbachfriedhof angelegt. Ein Stahlstich aus der Zeit um 1830 zeigt den Friedhof im freien Gelände zwischen Weinbergen und Obstwiesen.
- 1832 wird der Holzmarkt zum heutigen Wilhelmsplatz ausgebaut.
- 1841 sind die Gewanne "obere" und "untere Heustaig" auf Höhe der Katharinenstraße noch völlig unbebaut.
- 1855 sind die Fangelsbachstraße, der Bopserweg, die Wilhelmsstraße, die Olgastraße sowie die Neue Weinsteige bereits als befestigte Straßen mit noch spärlicher Bebauung angelegt. Die heutige Heusteigstraße firmiert bis 1872 als "Immenhofer Weg". Noch gänzlich unbebaut sind die Gewanne Strohberg, Falbenhennen und Heusteig.
- 1871 bestehen bereits erste blockhafte Wohnanlagen im Areal zwischen Hauptstätter-/Schlosserstraße und Wilhelms-/ Österreichischem Platz. Bei der Stitzenburg erkennt man die Straße "Obere Heusteig".
- 1895 findet sich auch bergaufwärts bis hin zur Olgastraße eine recht starke Bebauung. In der Mozartstraße, in der Bopser- und der Weißenburgstraße sind schon etliche Wohnblocks fertig gestellt. Völlig unbebaut sind nur noch die Mittelstraße und die Immenhofer Straße.
- Nach 1900 wurde die Bebauung des Heusteigviertels zügig vollendet.
Heute ein architektonisches Kleinod
Heutzutage wird das Heusteigviertel zurecht als architektonisches Kleinod bezeichnet. Denn in dem zusammenhängenden Gebäudeensemble im Stil der Gründerzeit und des Jugendstil ist die originale Bausubstanz weit gehend unversehrt erhalten geblieben.
Typisch ist die geschlossene Blockbebauung mit großen Innenhöfen, in denen früher zahlreiche Handwerksbetriebe angesiedelt waren. Die enge Nachbarschaft von Bewohnern und Gewerbetreibenden ist auch heute noch charakteristisch.
Die Häuserzeilen sind in der Regel fünf Stockwerke hoch. Über einem Sandsteinsockel erhebt sich gewöhnlich gelbliches oder rötliches Ziegelmauerwerk, das großzügig mit Gliederungs- und Zierelementen aus Werkstein ausgestattet ist. Nur wenige Bauten sind massiv aus Stein errichtet.
Architektonische Highlights aus Klassizismus, Historismus und Jugendstil
Christophstraße Sie wurde 1817 angelegt und ist damit die älteste Straße des Heusteigviertels. Leider hat sich im unteren Teil zur Hauptstätter Straße hin keinerlei Originalarchitektur erhalten. Benannt wurde sie nach Herzog Christoph von Württemberg (1515-1568), dem Sohn Herzog Ulrichs. Herzog Christoph führte die Reformation in Württemberg ein.
Cottastraße Ab 1864 angelegt. Benannt nach Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf (1764 - 1832), Buchhändler und Verleger. Herausgeber des "Morgenblatt für gebildete Stände", das bis zu seiner Einstellung 1865 die führende kulturelle Zeitung in Deutschland war.
Hauptstätter Straße Von der originalen Bebauung der Hauptstätter Straße und dem Österreichischen Platz ist im Bereich des Heusteigviertel keine Originalarchitektur erhalten geblieben. Heusteigstraße Die HeuSteige wird als Flurnamen schon 1280 urkundlich erwähnt. Sie lag nordöstlich des heutigen Heusteigviertels oberhalb des Bohnenviertels auf Höhe der Olgastraße. Der Name leitet sich nicht von Heu, sondern vom Holzhauen ab: "Steige in die Häue" deutet darauf, dass sie der Holzabfuhr diente. Der rechte Hang des Nesenbachtals war nämlich lange bis weit hinab bewaldet und wurde für die Holzgewinnung gerodet. Die Straße, in der sich im unteren Teil zum Wilhelmsplatz hin schon 1812 erstes Gewerbe ansiedelte, firmierte bis 1872 als "Immenhofer Weg".
Immenhofer Straße Ab 1870 angelegt. Benannt nach dem uralten Weiler Immenhofen, der in alemannischer Zeit, ca. 600 bis 900 n. Chr. besiedelt war. Der Name geht wohl auf einen Sippenältesten namens Immo zurück. 1334 wird Immenhofen erstmals als Flurname urkundlich bestätigt.
Mittelstraße Ab 1895 angelegt. Benannt nach ihrer Lage zwischen Immenhofer- und Weißenburgstraße, Heusteig- und Olgastraße. Die einzige Straße, deren Originalbebauung - mit einer Ausnahme (Eckhaus zur Mozartstraße) - lückenlos erhalten ist. Das geschlossene Ensemble besteht aus Backsteinfassaden mit gelben, orangeroten und rostroten Ziegeln über massiven Werksteinsockeln. Zahlreiche mit Ornamenten verzierte Erker gestalten ein lebhaftes Vor- und Zurückspringen der Häuserflucht. Mozartstraße Ab 1879 angelegt. Benannt nach Wolfgang Amadeus Mozart (1776 - 1791). Sehr schöne Straße, deren gründerzeitliche Bebauung, um Jugendstilbauten ergänzt, fast unversehrt erhalten geblieben ist.
Neue Weinsteige 1831 durch Oberbaurat Etzel als Anbindung Degerlochs und der Fildervororte an Stuttgart erbaut. Sie gilt bis heute als ingenieurmäßige Pionierleistung. Sie ersetzte den alten, extrem steilen Karrenweg der Alten Weinsteige durch eine breite Panoramastraße.
Olgastraße Ab 1851 angelegt. Benannt nach Königin Olga von Württemberg (1822 - 1892), Tochter von Zar Nikolaus I. und geborene Großfürstin von Russland. Sie heiratete 1846 den württembergischen Thronfolger König Karl von Württemberg. Die karitative Königin war u.a. Förderin des Karl-Olga-Krankenhauses, im Volksmund liebevoll "Olgäle" genannt. Die Olgastraße, einst mit prunkvoller Architektur, darunter zahlreichen Villen bestückt, hat vor allem im unteren Teil schwer unter den Zerstörungen des II. Weltkrieges gelitten.
Schlosserstraße Die Schlosserstraße wurde ab 1851 angelegt und ist nach dem Schlosser-Handwerk benannt, das offenbar mehrere hier ansässige Werkstätten ausübten. Eine der am frühesten bebauten Straßen des Quartiers, zeigt sie vorwiegend schlichte Fassaden in einfachem spätklassizistischem Stil.
Sophienstraße Die Sophienstraße wurde im Zuge des ersten Stadterweiterungsplanes ab 1820 angelegt. Sie ist benannt nach Königin Sophie der Niederlande (1818 - 1877, geborene Prinzessin von Württemberg), der Tochter König Wilhelms I. von Württemberg. Ihr Gatte war König Wilhelm III. der Niederlande.
Weißenburgstraße Benannt nach der 1263 erstmals erwähnten Burg, auf die die Straße zuläuft. Sie stand auf einem nördlichen Vorsprung des Bopsers und wurde 1311 von den Esslingern zerstört. Ein Kupferstich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1624 zeigt die Ruine. Später wurde das Gelände Standort der Villa Weißenburg des Fabrikanten und Geheimrats Dr. Ernst von Sieglin. Im unteren Teil bis zur Heusteigstraße klassizistische Bebauung mit sparsamem Dekor, die Erker- und Fensterbekrönungen mit schlichten Dreiecks- bzw. Segmentgiebeln. Im oberen Teil gründerzeitliche Fassaden.
Wilhelmsplatz Der Wilhelmsplatz wurde 1832 anstelle des dortigen Holzmarktes als klassizistische Platzanlage entworfen. Bis 1811 war dort der Richtplatz angesiedelt. Von der originalen Bebauung haben sich wenige Häuser am Rande des Bohnenviertels erhalten. Heute bestimmt die gläserne Architektur des Herold Centers mit seinem auffälligen Turm den Anblick. Auf der großzügigen Freifläche wurde 1901 der ehemalige Marktbrunnen vom Stuttgarter Marktplatz, der dem Neubau des Rathauses weichen musste, aufgestellt. Er war bis zu seiner Verlegung moderner Ersatz für drei mittelalterliche Marktbrunnen. Er ging aus einem großen barocken Lust- und Springbrunnen hervor, der einst den Schillerplatz zierte. |
Vom Alten Zahnradbahnhof über das Eduard-Pfeiffer-Haus bis zur Weißenburg
Alter Zahnradbahnhof, Filderstraße 47
Die Zahnradbahn wurde 1884 von Kessler und Kühner geplant und gebaut. Der Talbahnhof wurde 1907 von A. Schler, André Lambert und Georg Stahl in repräsentativen neobarocken Formen umgestaltet. Durch einen hohen geschwungenen Giebel gelangt man in den Bahnhof, über eine zweiläufige Loggientreppe zu den Gleisen. Die liebevoll "Zacke" genannte, eingleisige Bahn, die teilweise eine Steigung von 17 Prozent bewältigt, sollte den damaligen Luftkurort Degerloch und die Fildern mit der Stadt verbinden. Aus der Bahn bietet sich ein herrlicher Blick über die Stadt! 1937 wurde der Bahnhof an den Marienplatz verlegt. Heute hat das Theater "Die Rampe" hier sein Domizil.
Eduard-Pfeiffer-Haus/Alter Landtag, Heusteigstrasse 45
1888-1890 von Wittmann und Stahl erbaut. Das Eduard-Pfeiffer-Haus/Alter Landtag ist ein typischer Bau des Historismus, der nach dem Vorbild italienischer Renaissance-Palazzi gestaltet wurde. Der Sozialreformer Eduard Pfeiffer ließ es als großes Heim für 240 ledige, minderbemittelte Arbeiter bauen. Angeschlossen waren eine Volksküche, eine Wäscherei, ein Saal für allgemeine und kulturelle Veranstaltungen, genannt die Arbeiterhalle, sowie ein kleiner Biergarten. Die prunkvolle Fassade des fünfstöckigen Bauwerks ist ganz aus Werksteinen ausgeführt. Ein Giebel betont die Mittelachse. Säulen, Balkone, Voluten und giebelbekrönte Fenster schmücken den Bau. Die seitlich steil aufragenden Walmdächer setzen einen prägnanten Akzent im Stadtbild.
Der prächtige, zweigeschossige Saal erstreckt sich im rechten Winkel zur Rückseite des Gebäudes. Bemalte Säulen tragen die Empore mit schmiedeeisernen Brüstungen. Auf ihr erhebt sich eine zweite Säulenreihe bis hinauf zur bemalten Kassettendecke. Die Restaurierung kostete mehr als 2,1 Millionen Mark. Leider wird dieser wunderschöne klassizistische Saal in absehbarer Zeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein, denn seit 1986 nützt die Staatlichen Akademie der Schönen Künste den Saal für das Fach Bühnenbild.
Dieses Haus Heusteigstraße 45 ist ein wichtiges Stück Stadt- und Landesgeschichte geworden. Vor allem der Saal wurde Zentrum vieler kultureller und bürgerschaftlicher Aktivitäten. So diente er seit 1921 der Theatergruppe des Arbeiter-Bildungs-Vereins als Bühne. Berühmtheit erlangte er nach dem Zweiten Weltkrieg, als hier am 18. Juli 1947 die 35. Plenarsitzung des ersten Württembergisch-Badischen Landtags abgehalten wurde. 14 Jahre lang diente er als Tagungsstätte des ersten Landtags im deutschen Südwesten. Am 18. Mai 1949 verabschiedete der Landtag hier die Annahme des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und am 25. April 1952 stimmte er der Bildung des neuen Bundeslandes Baden-Württembergs zu. 1961 bezog das Parlament schließlich den Neubau im Oberen Schlossgarten.
Fangelsbach
Der Fangelsbach gab der Flur Fangelsbach, später der Fangelsbachstraße sowie dem angrenzenden Friedhof, seinen Namen. Bach und Flur wurden schon 1286 als Famelspach erwähnt und gehen wahrscheinlich auf einen Personennamen zurück. 1451 werden auch die angrenzenden Weinberge als "im Fangelspach gelegen" bezeichnet.
Er entspringt oberhalb der Neuen Weinsteige in der Wernhalde, fließt durch einen schluchtartigen Einschnitt zur Altenbergstraße und mündet an der Kreuzung Fangelsbach-/Tübingerstraße nach einem Lauf von 1,6 km in den Nesenbach. Noch Anfang des 20.Jh. floß er offen in unmittelbarer Nähe des Friedhofs vorbei. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er kanalisiert und fließt heute durch den Straßenkanal der Immenhofer Straße ab.
Fangelsbachfriedhof
Der Fangelsbachfriedhof wurde 1823 als Ersatz für den schon früher geschlossenen Leonhards-Friedhof und den vorläufig noch genutzten Lazarettfriedhof angelegt.
Heute ist er ein wertvoller historischer Friedhof mit künstlerisch bedeutenden Grabmälern. Persönlichkeiten wie der Baumeister Nikolaus von Thouret, der Fabrikant Gustav Siegle, der Direktor des Königlichen Naturalien-Kabinetts, Oskar Fraas, Landeskonservator Eduard Paulus senior und junior sowie Karl Schiller, der Sohn Friedrich Schillers, fanden hier ihre letzte Ruhestätte.
Grünanlage Bopser
1762 stieß man auf der Suche nach Tonvorkommen auf die wohlschmeckende und heilkräftige Bopserquelle. 1822 wurde sie mit Steinquadern eingefasst. Es entstand die erste öffentliche Grünanlage Stuttgarts mit reizender Aussicht. 1840 wurde eine hölzerne Trinkhalle im Stil eines antiken Tempels aufgestellt, das 1884 durch einen gußeisernen Pavillon ersetzt wurde. 1904 fuhr die erste eingleisige Straßenbahn an der Quelle vorbei nach Degerloch. 1939 wurde der Pavillon durch die steinerne Brunnenschale aus Travertin, aus der nun freilich Leitungswasser fließt, ersetzt.
Gründerzeit-Garten
An der Ecke Heusteig-/Sophienstraße befindet sich ein kostbares Kleinod, das in weitem Umkreis seinesgleichen sucht: ein weit gehend im Originalzustand erhaltener, einhundertjähriger Garten aus der Gründerzeit. Alte Laub- und Nadelhölzer, schmale Wege und ein hölzerner Pavillon kennzeichnen das grüne Idyll. Die Oase auf dem früheren Gelände der Evangelischen Diakonissenanstalt entging nur knapp der Zerstörung durch einen Neubau.
Grünfläche Weißenburgstraße Block 28, Ecke Mozartstraße
Ein gelungenes Beispiel für die Entkernung und Neugestaltung eines Wohnblocks: Wo bis 1986 etliche - heute abgerissene - Gewerbebetriebe die engen Hinterhöfe verschandelten, breitet sich seit 1996 eine begrünte Hinterhofidylle aus, die sich terrassenförmig bis zur Olgastraße hinaufzieht. Die Grünanlage mit kleinem Spielplatz ist öffentlich zugänglich.
Heusteigschule
Die monumentale Dreiflügelanlage wurde 1905 - 1906 von Theodor Fischer errichtet. Das Erdgeschoß des Mitteltraktes öffnet sich zur Heusteigstraße hin durch eine Arkadenreihe, hinter der die Pausenhalle liegt. Die mächtigen Walmdächer der beiden pavillonartigen Kopfbauten sind mit kupfernen Laternen geschmückt. Besondere Fantasie bewies Fischer, der sich auch der Innengestaltung annahm, bei der Gestaltung der Fenster, die unterschiedlichste Formen zeigen. Zahlreiche Details wie Türen, Geländer und Gitter sind im Originalzustand erhalten. Mit dem hier geprägten Typus eines Schulhauses mit lang gestrecktem Mitteltrakt, der von zwei Kopfbauten flankiert wird, wurde die Heusteigschule zum Vorbild für zahlreiche Schulgebäude weit über Stuttgart hinaus.
Markuskirche
1906 bis 1908 von Heinz Dolmetsch im Jugendstil erbaut.
Der Kirchenbau ist aus verputztem Mauerwerk, die Fenster- und Türeinfassungen aus behauenem Sandstein. Am Außenbau finden sich v.a. neoromanische Bauformen wie die Säulen am Hauptportal, die Rundbogenfenster und die Friese. Auf dem tief heruntergezogenen Mansardendach sitzen zwei Dachreiter: der kupferne Markuslöwe im Westen und ein Kreuz im Osten. Der Turm mit quadratischem Grundriss geht im dritten Obergeschoß in ein Oktogon über, das die beiden runden Glockengeschosse trägt. Darauf sitzt der Turmhelm mit Laterne. Der 48,5 Meter hohe Turm gilt als der erste in Eisenbeton ausgeführte Kirchturm Deutschlands.
Im Inneren ist das Mittelschiff durch eine flache Tonne überwölbt, die wie die Pfeiler in Eisenbeton ausgeführt ist. Die Kirche ist 46,75 Meter lang, 14,7 Meter breit und 13,35 Meter hoch und bietet heute bis zu 1400 Sitzplätze.
Neue Weinsteige
1831 durch Oberbaurat Etzel erbaut. Sie gilt bis heute als ingenieurmäßige Pionierleistung. Sie ersetzte den alten, extrem steilen Karrenweg der Alten Weinsteige durch eine breite Panoramastraße.
Weißenburg
1263 erstmals erwähnt, 1311 von der Reichsstadt Esslingen zerstört. Sie stand auf einem nach Norden gerichteten Vorsprung des Bopsers. Ein Kupferstich von M. Merian aus dem Jahr 1624 zeigt die Ruine. Später wurde das Gelände Standort der Villa Weißenburg des Fabrikanten und Geheimrats Dr. Ernst von Sieglin. Zu dieser Villenlage gehörten auch das Teehaus sowie der Marmorsaal, die Sieglin im Jahre 1913 von Heinrich Henes im Park der Villa errichten ließ. Beide wurden 1989 restauriert, während die klassizistische Villa Weißenburg bereits 1964 abgerissen wurde.